Eine Auseinandersetzung mit der Zukunft von Arbeit und Führung ist besonders in Zeiten der Digitalisierung und einer immer schnelleren, globaleren Welt für Unternehmen nahezu aller Branchen und Größen von zunehmender Bedeutung. Alte Konzepte, nach denen Führungskräfte ihr Unternehmen zielsicher steuern, ihre Mitarbeiter hierarchisch zu Höchstleistungen führen und Märkte mit Marketingaktionen grundlegend zu ihren Gunsten beeinflussen konnten, haben in einer vernetzten, instabilen Welt ausgedient. Verschiedene Wertegruppen mit teilweise gegensätzlichen Vorstellungen haben sich herausgebildet, während sich die starke Mitte mehr und mehr auflöst.

Unternehmen steuern immer häufiger in die Komplexitätsfalle und sind gezwungen, auf Sicht zu segeln. In Zukunft wird nur erfolgreich sein, wer es schafft, sich in der immer noch zunehmenden Komplexität zu orientieren. Vor diesem Hintergrund bieten wir auf unserer Plattform Führungskräften und Interessierten die Möglichkeit, über Impulse, Workshops, Lernangeboten und Projekten nachfolgenden Fragen nachzugehen: Welche Führungskultur brauchen Unternehmen der Zukunft? Welche Arbeitskultur mit welchen Werten und Haltungen müssen wir in Deutschland schaffen, die faire und verlässliche Arbeitsbedingungen hervorbringen? Wann und wo sind Best Practice-Ansätze zielführend, wie stellen wir uns einem Paradigmenwechsel erfolgreich mit ergebnisoffenen Prozessen?

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Arbeits- und Führungskultur im Zeitalter von Digitalisierung und technologischem Wandel

Die Möglichkeiten der nahezu grenzenlosen Informationsbeschaffung und Beteiligung im Zeitalter des Internets verändert die Dynamik in der Wirtschaft grundlegend. Die Vernetzung führt zu einer Machtverlagerung vom Anbieter zum Nachfrager. Kunden informieren sich auf einschlägigen Plattformen, tauschen sich aus, schließen sich zusammen und bilden eine einflussreiche Einkaufsmacht. Mitarbeiter bewerten öffentlich ihre Arbeitserfahrungen und tragen damit maßgeblich zum guten oder schlechten Ruf eines Unternehmens bei, das sich auf dem Arbeitsmarkt vermutlich gerade im harten Wettbewerb um die besten Arbeitnehmer befindet. Veränderungen vollziehen sich in unserer vernetzten Welt oft schnell, zunehmend sprunghaft und unberechenbar. Entscheidungsträger segeln heute immer häufiger auf Sicht. Die Komplexität nimmt zu und die Vorhersagegenauigkeit sinkt. Vieles deutet darauf hin, dass die Digitalisierung radikale Veränderungen auf unterschiedlichen Ebenen der Arbeitswelt bewirkt.

Auf der digitalen und technologischen Ebene werden neue Errungenschaften einerseits zahlreiche neue Möglichkeiten eröffnen. Sie helfen Arbeitsprozesse zu optimieren und die Effizienz zu steigern. Technologische Innovationen erleichtern entweder die Arbeit oder nehmen uns bestimmte Tätigkeiten sogar vollständig ab. Insgesamt erhöhen sie unseren Lebensstandard, ist das Versprechen. Andererseits stellt uns die digitale und technologische Revolution vor neue Herausforderungen. Eine Vielzahl von Arbeitsplätzen im Handel, in der Produktion und in der Verwaltung werden im Zuge der Veränderungen überflüssig, was viele Fragen aufwirft und zu Verunsicherung führt. Wo wird die Reise hingehen und wie schnell werden die Entwicklungen voran schreiten, sind drängende Fragen auf der Suche nach Planungssicherheit.

Eine in ihrer Bedeutung oft unterschätzte Ebene in der Arbeitswelt, auf der sich ebenfalls grundlegende Veränderungen vollziehen, ist die soziokulturelle Ebene. Die „Kultur“ sorgt in Gemeinschaften über gemeinsame Werte, Glaubenssätze, Regeln und Annahmen größtenteils unbewusst für Orientierung im Miteinander und leitet das tagtägliche gemeinschaftliche Handeln. Doch auch dieses „Selbstverständliche“ in unserem Handeln, das uns meist erst bewusst wird, wenn wir uns direkt mit anderen Werten konfrontiert sehen oder das Verhalten anderer unsere Werte stört, verändert sich durch die digitale Vernetzung ebenso radikal, wie die Technologien. Die heutigen Möglichkeiten der nahezu grenzenlosen Informationsbeschaffung und des offenen Austausches beschleunigen die Entwicklung der Kultur und ermöglichen die Bildung einer nie dagewesenen Vielfalt an Interessens- und Wertegruppen.

Es lässt sich in den Märkten und Unternehmen, aber auch in Gesellschaft und Politik gleichermaßen beobachten, dass sich in der zunehmenden Vielfalt an unterschiedlichen Wertegruppen die starke Mitte auflöst. Vor noch nicht allzu langer Zeit konnten Unternehmer noch auf Basis von gesundem Menschenverstand die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter und Kunden im Kern erspüren, mit einer ausreichend guten Kommunikationsfähigkeit die starke Mitte treffen und damit annehmbar erfolgreich sein. Heute kommen Unternehmen nicht mehr darum herum, der zunehmenden Unterschiedlichkeit von Bedürfnissen und Erwartungen professionell empathisch zu begegnen.

Kulturstudien in der Arbeitsgesellschaft zu Arbeit und Führung, die nextpractice gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) im Rahmen der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) durchgeführt hat, zeigen eindringlich diese Entwicklung auf. Unter den Erwerbspersonen in Deutschland haben sich 7 unterschiedliche Wertewelten herausgebildet, die teilweise gegensätzliche Vorstellungen davon haben, wie Arbeit und Führung sein sollten. Was für die einen das erstrebenswerte Erfolgskonzept ist, ist für andere das Bedrohungsszenario schlechthin.

Die Wahrscheinlichkeit ist relativ groß, dass sich auch innerhalb von Unternehmen unterschiedliche Wertegruppen mit gegensätzlichen Vorstellungen finden und in der Zusammenarbeit Reibungsverluste erzeugen oder gar Konflikte hervorbringen. „Diversity“ in Unternehmen wird die Zukunft sein, doch es gilt zu verhindern, dass die Unternehmenskultur in der Vielfalt ihre Funktion als Orientierungssystem verliert und sich der Identitätskern auflöst. Wer jetzt denken sollte, dabei handele es sich nur um Symptome einer vorübergehenden Auseinandersetzung zwischen Jung und Alt in einer Übergangssituation und die Generationen „Y“ und „Z“ werden es schon richten, irrt sich. Die Arbeitswelt ist bezüglich der Bedürfnisse und Erwartungen gespalten, Alter spielt keine Rolle.

Das so zu akzeptieren und zu belassen wird auf lange Sicht nicht funktionieren, denn wir brauchen ein solidarisches und kooperatives Miteinander, um die aktuellen Herausforderungen zu meistern und Neuem wachsam zu begegnen. Darin sind sich zumindest die Führungskräfte in Deutschland – wenn auch größtenteils noch unbewusst – einig: Die Kulturstudie zu „gute Führung“ zeigt, dass rund 78% der befragten Führungskräfte einen Paradigmenwechsel in der deutschen Wirtschaft prognostizieren und gar 100% sind davon überzeugt, dass ein Einlassen auf und eine Gestaltung von ergebnisoffenen Prozessen die Zukunft mit prägen werden.

Führung in Deutschland zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Führung zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Ergebnis aus Monitor „Führungskultur im Wandel“ 2014, Kulturstudie mit 400 Tiefeninterviews, Prof. Dr. Peter Kruse und Andreas Greve, nextpractice GmbH